Diese Arbeiten beschäftigen sich mit den Themen Blickführung, Bildraumerweiterung, Schichtungen, Stauchungen. Es wurden Haselnussstöcke auf Leinwand aufgenäht, die Leinwand unter den Stöcken ist an bestimmten Stellen mit Acryl untermalt. Wechselnde Bildformate.

Die Stockbilder sind ein Ergebnis des Versuches, die vorgegebene Bildfläche zu erweitern. Ausgehend von den früheren Arbeiten, bei denen Leinwand auf Leinwand aufgenäht und so eine reliefartige Wirkung erreicht wurde, sind die Stockbilder sowohl Relief als auch eine Weiterführung des Gedankens der Bilderweiterung. War die Farbe in den Reliefbildern noch als Klang in der Bildfläche beheimatet, wird sie nun aus der Fläche verdrängt. Sie existiert nur noch außerhalb des Bildträgers, erobert sich aber in manchen Arbeiten die Bildfläche langsam wieder zurück. In anderen Werken zeigen die außerhalb der Leinwand befindlichen Stöcke ornamentale Qualität, die Rückerinnerungen an die Jugend des Künstlers sind.

 

Die Stücke wuchern also aus dem Bildgeviert heraus und erobern so den umliegenden Raum. Bei der Bildherstellung und Bildbetrachtung wird dadurch das Umfeld bewusst miteinbezogen, der Raum gewinnt als zusätzlicher Aspekt des Bildes an Bedeutung. Ebenso ist das Licht ein bewusst gestalterisch eingesetztes Moment, da die Stöcke durch Schatten und Reliefwirkung zusätzliche Gestaltungsmomente liefern.

 

Bei den Stockbildern, die mit "Vorbau" arbeiten, also die dritte Dimension stark betonen, tritt das Bild buchstäblich an den Betrachter heran. Der Blick wird durch das aufmontierte Material geleitet und verändert die dahinter liegende, gestaltete Bildfläche je nach Position des Betrachters.

 

Die Stockbilder aus den Jahren 2015/2017 zeigen weitere Aspekte der Bildgestaltung. So sind einerseits bei den 2015 entstandenen Arbeiten gitterartige oder rostartige Aufbauten zu sehen, durch die die unterlegte Farbe durchscheint, manchmal geradezu durchglüht. Andererseits wird durch die Verwendung der Haselnussrutenspitzen ein filigranes Lineament erzeugt, das aus dem Bildträger strebt. Im aktuellen Gestaltungsprozess, also den Werken aus dem Jahr 2017, verändert sich das zugrunde liegende Format weg vom ruhigen Quadrat hin zum spannungsreicheren Rechteck, Stockgruppierungen wie Zwei-, Drei- oder Fünfteilungen treten auf. Auch stark gebogene Ruten werden verwendet, die auf den Betrachter zustreben. Ruhe, Schichtung und Struktur sind bei diesen Arbeiten von Interesse, die Farbe wird zunehmend wieder verdrängt.

 

Eine weitere Entwicklung stellt der Weg weg vom Wandbild dar, hin zu einer turmähnlichen Skulptur, bei der die Leinwand zum Sockel wird.

 

(Text: Hannes Clauss)